Chung
  In memory of Prof. Lochman
  

Basel, gehalten am 29. Januar 2004
Meehyun Chung

Es bewegt mich, dass so viele Leute sich hier versammelt haben, um gemeinsam von Herrn Professor Lochman Abschied zu nehmen.

Es gibt eine Stelle von Richard Bach in seinem Buch die Mowe Jonathan, die ich hier sinngemass wiedergebe. „Wenn der Student bereit ist, verschwindet der Lehrer¡°. Dieser Satz stimmt nicht. Obwohl wir, die Schulerinnen und Schuler von Herrn Professor Lochman, noch nicht bereit sind, ist unser Lehrer verschwunden.

Ich erinnere mich haufig und gern an den ersten Sonntag im Juni 1985, an dem ich meinen spateren Doktorvater zum ersten Mal getroffen habe. Er war in unserer Gemeinde in Seoul zum Predigen eingeladen. Die Predigt hat mir sehr gut gefallen, nicht nur deshalb, weil der Prediger den Text (Apg. 12) theologisch eindrucklich ausgelegt hat, sondern auch deshalb, weil er als Europaer das Evangelium in Bezug auf den koreanischen Kontext verkundigt hat. 
Weil ich mir schon lange uberlegte, mein Theologiestudium im deutschsprachigen Bereich zu erweitern, habe ich gleich angefangen, mit grosser Neugier seine Schriften zu lesen. Mir wurde sofort klar, dass seine Theologie im Vergleich zur Theologie mancher europaischer Theologen nicht provinziell war und er dem biblisch-reformatorischen Erbe treu blieb. Darum habe ich seitdem gehofft, bei ihm zu promovieren, nachdem ich mein Studium bei uns in Korea abgeschlossen hatte. Durch eine Einladung von Herrn Professor Lochman fing meine Basler Studiumszeit an. 

Es hat mich sehr gefreut, die Vorlesungen und Seminare von dem Professor zu besuchen, dessen Theologie ich gern folgen wollte. V.a. war diese Begegnung mit einem Professor, der aus einem fruheren Ostblockland kam, fur mich besonders spannend, weil ich aus einem geteilten Land komme. Ich spreche hier stellvertretend fur alle koreanischen Schutzlinge unseres verehrten Professors.

Was wir von ihm gelernt haben, sind unzahlige Dinge: vor allem die Theologie zu treiben, und zwar mit grosser Leidenschaft und spielerischer Freude. Besonders wichtig scheint mir dabei zu sein:

Erstens, Professor Lochman stand sehr fest in der tschechischen und helvetischen Tradition. Wir haben von ihm gelernt nicht nur was diese Tradition bedeutet, sondern auch wie wir diese Tradition im heutigen Kontext verstandlich machen und neu bewaltigen.

Zweitens, Professor Lochmans Ansatz zum christlichen marxistischen Dialog brauchen wir nach wie vor, weil die soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit in der globalisierten Welt noch grosser geworden ist. Die Kirche sollte sich in der postmarxistischen Ara nach dem Zerfall der Ostblock-Lander nicht nur um die Seele kummern, sondern sich mit aller Kraft fur soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit einsetzen. Und seine Bemuhungen, das theologische Gesprach zwischen Marxisten und Christen zu fuhren, ist nach wie vor wichtig fur uns in Korea fur die Wiedervereinigung.

Drittens, Professor Lochmans Leidenschaft fur Wahrheitssuche und Toleranz gegenuber Andersglaubigen und Andersdenkenden brauchen wir immer mehr in dieser multikulturellen, multireligiosen Gesellschaft. Diese beiden Komponenten, Wahrheitssuche und Toleranz, passen nicht bei jedem gut zusammen. Entweder hat man einen Absolutheitsanspruch oder religiose Pluralitat. Aber Professor Lochman zeigte immer eine vorbildliche theologische Haltung. Er war immer offen fur die theologisch Andersdenkenden - seien es Evangelikale, Konservative oder progressiv Radikale. Doch es fehlte ihm nicht an klarer theologischer Linie und Richtung. 


Das Denkmal mit Lehrer und Schuler beim Hauptgebaude der Universitat Basel ist mir von Anfang an aufgefallen, weil nach dem konfuzianischen Denken, von dem ich kulturell sehr gepragt bin, immer der Lehrer im Vordergrund steht. Gerade wie bei diesem Denkmal hat mein und unser verehrter Lehrer Professor Lochman hinter uns gestanden, um uns zu unterstutzen und zu ermutigen. So konnten wir unser Studium in Basel gut abschliessen, bei Herrn Professor Lochman promovieren und nachfolgend als TheologInnen und Theologen bei uns in Korea und in der Oekumene wirken. 

Unser Lehrer Professor Lochman war verstandnisvoll besonders fur die auslandischen Studenten durch seine eigene Erfahrung als auslandischer Student in Basel. Er war buchstablich vaterlich und symbolisch mutterlich bemuht, sich um uns, besonders um die koreanischen Doktoranden und DoktorandInnen zu kummern.

Es war sehr interessant und eindrucksvoll, seiner Theologie zu folgen, nicht nur im Horsaal, sondern auch in der Kirche. Er hat uns als musterhaft gutes Beispiel vorgelebt, dass die Theologie nicht nur akademisch im Horsaal bleiben sollte, sondern auch fur Kirche und Gesellschaft behilflich sein sollte.

Wir hatten so wenig Zeit, uns ihm erkenntlich zu zeigen. Deshalb sind wir sehr traurig. Wir waren noch nicht bereit, unseren Lehrer gehen zu lassen. Aber unser Lehrer Professor Lochman ist nicht einfach verschwunden. Er ist nach wie vor in Gottes Hand. Seine Stimme, sein Dasein konnen wir leider nicht mehr erfahren. Aber seine theologische Lehre bleibt lebendig und wird weiter entwickelt durch seine weltweit zerstreuten Schulerinnen und Schuler. Indem das letzte Wort Auferstehung ist und nicht der Tod, konnen wir als Communio Viatorum weiterleben. Wir sind uns dessen sehr bewusst. Darum konnen wir weltweit sein lebendiges theologisches Erbe weiterfuhren, und zwar auf die eschatologische Hoffnung hin, wie er uns grossartig gelehrt hat.

[ÀμâÇϱâ] 2017-10-28 09:51:31


     
  


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