Chung
  Preddigt III
  

Der Predigttext: Jesaja 40: 1-8
Am 23. Juni 2002, in Romanshorn

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen. Amen

Liebe Gemeide,
gestatten Sie mir, zuerst etwas Ruckblickendes zu sagen. Ich hatte mir nie vorgestellt, in der Schweiz eine Stellvertretung fur ein Pfarramt zu ubernehmen. Mit Hilfe von Herrn Pfr. Harald Greve und der herzlichen Einladung der Kirchgemeinde Romanshorn/Salmsach konnte ich diese interessante Aufgabe ubernehmen. Ich bin den Kirchenburger, den Kirchenburgerinnen, der Kirchenvorsteherschaft und den Pfarrkollegen in diesem Ort sehr dankbar, dass sie mir grosses Vertrauen geschenkt haben. Ich hatte oft den Eindruck, dass die Gemeinde sich um ihre Gastpfarrerin kummert, anstatt die Gastpfarrerin um die Gemeinde.

Es hat mich besonders gefreut, in dem Gebiet tatig zu sein, das geschichtlich von Zwingli her gepragt ist, weil ich mich sehr fur die zwinglianische Reformation interessiere. Es ist fur mich interessant, die historischen Orte der Reformation aufzusuchen und die Wirkungen bis in die heutige Zeit in der Kirche festzustellen. Obwohl die koreanisch presbyterianische Kirche die gro©¬te Denomination unter den Protestanten in Korea ist und ursprunglich durch Zwingli und Calvin gepragt war, ist Zwingli bei uns allgemein unbekannter als Luther und Calvin. Weil ich in der Schweiz die schweizerische Reformation naher kennengelernt habe, versuche ich bei uns in Korea, nicht nur Calvin, sondern auch Zwingli bekannter zu machen. Ich mochte damit den Christen bei uns in Korea die Wurzeln unserer Reformierten Kirche nahebringen und ein Bewu©¬tsein fur die reformierte Identitat schaffen. Wahrend Luther von seiner privaten Glaubensfrage her „Wie bekomme ich einen gnadigen Gott¡° die Reformation startete und vorantrieb, hat Zwingli vom Standpunkt seines leidenden Volkes die Reformation angefangen. Er hat als Feldprediger das Problem der Soldner im Krieg gesehen. Er hat das Elend seines Volkes nicht ausser Acht gelassen. Darum fuhrte er die Reform sowohl in der Kirche, als auch in der Gesellschaft durch. Fur ihn war es besonders wichtig, dass der Glaube nicht nur eine private Angelegenheit ist, sondern eine Wirkung in der Gesellschaft erzeugt. 

In diesem Zusammenhang erinnert mich Zwingli an die alttestamentlichen Propheten, besonders den zweiten Jesaja, der auch Deuterojesaja genannt wird. Er hat den heutigen Predigttext geschrieben. Ich mochte versuchen, drei wichtige Punkten in unserem Text zu erlautern.

1. Dieser Text ist ein trostendes Wort des Gottes fur sein Volk. Es geht um die Erlosung. Von der Heilung und Verheissung sind hier die Rede, die auch heute fur uns gilt. Sowohl Zwingli, als auch Deuterojesaja haben in ihrer Art und Weise und in ihrer jeweiligen Situation ihr Volk getrostet. Sie haben mit der Hoffnung auf das Reich Gottes hin zu einem neuen Leben ermutigt. Mit Jesaja 40 beginnt im Buch Jesaja ein neuer Teil. Der sogenannte zweite Jesaja ist ein Prophet der Jesajaschule, die noch im 6. Jahrhundert und weit daruber hinaus bestanden hat. Er lebte im Exil in Babylon, wohin der babylonische Konig Nebukadnezar nach der Zerstorung Jerusalems 587 v. Chr. die judische Oberschicht verschleppt hatte. Der Prophet Jesaja versuchte durch seine Schriften mutlose, mude gewordene Leute in Babylon gegen Ende der Exilszeit zu trosten. Wir leben in einem ganz anderen Umfeld im Vergleich zu der Zeit. Aber wir brauchen nach wie vor das trostende Wort Gottes, weil wir nicht als Knecht, sondern als Befreiter Mensch durch Jesus Christus leben durfen.


2. Wir sind als Christen beauftragt, nach der Gottes Gerechtigkeit menschliche Gerechtigkeit vorzubereiten. Der Prophet Jesaja hat den damaligen Machtwechsel zwischen zwei Reichen miterlebt. Er dachte, dass Gott mit dem jungen Konig einen neuen Anfang macht. Eine Stimme im Vers 3 erinnert uns an Johannes der Taufer im Neuen Testament, der den Weg fur Jesus Christus bereitet hat. Dieser Stimme ruft auf die Gerechtigkeit Gottes und die Ewigkeit Gottes Wortes. „Fullt die Taler auf, ebnet Berge und Hugel ein, raumt alle Hindernisse aus dem Weg.¡° 
Ich frage mich manchmal, ob wir als moderne Menschen wirklich dazu bereit sind, auf das Kreuz Jesu Christi zu schauen und uns daran zu orientieren. Sind wir nicht zu sehr auf uns selber konzentriert? Relativieren wir nicht haufig Jesus Christus nach unseren Gedanken, unserer Beurteilung, unseren Ideen und unseren Massstaben etc? 
Die Reformatoren haben leidenschaftlich erklart, wozu die Relativierung Jesu Christi gefuhrt hat. Die Verabsolutierung der relativen Dinge, sei es der Mensch an sich, sei es das Ding an sich oder die Ideologie an sich, fuhrt zur Herrschafts- und Mammonsvergotzung. Wir als Christen in der Kapitalgesellschaft stehen haufig vor der Gefahr, den Mammon anstatt Gott zu ehren. Darum kommt es in unserem Alltag darauf an, dass wir den Regierungsmassnahmen Gottes folgen, die uns seine Boten zu rufen. Die wichtigsten Regierungsmassnahmen Gottes im heutigen Predigttext waren am Anfang des Textes der grosse Schuldenerlass und die Befreiung aus der Schuldknechtschaft. Diese Befreiung ist nicht Selbstzweck, sondern dient dazu, neu anfangen zu konnen. Sie ist eine Starthilfe. Sie war eine Massnahme fur die soziale Gerechtigkeit in unserem nahen und fernen Mitgeschopf, um die Taler aufzufullen und die Berge und Hugel einzuebnen. 
Reformation hat nicht nur mit der Religionsanderung, sondern auch mit der Sozialreform zu tun. Reformierter Glaube bedeutet nicht nur Glaube als Privatangelegenheit. Reformierter Glaube impliziert eine Sozialgemeinschaft, die die Grenzen von Ego- und Familienzentrismus uberschreitet. Die Reformation hat zu ihrer Zeit die Gesellschaftsanderung zunachst im deutschsprachigen Europa verursacht. Als reformierte Christen, die dieses Reformationserbe nicht ausser Acht lassen wollen, sollten wir gegenseitig versuchen, eine bessere Weltgemeinschaft zu schaffen. Dadurch konnen die vielen Stimmen in dieser einen Welt gehort werden, weil Globalisierung nicht die Amerikanisation der Welt sein sollte, wie es bis jetzt gewesen ist.

3. Das Wort unseres Gottes bleibt fur immer. Bei den Reformatoren v.a. Zwingli stand das Wort Gottes, das sich uns in Jesus Christus offenbart hat, an erster Stelle. Sie haben sich nicht auf sich selbst verlassen, sondern auf Gott. Darum sagten sie, dass Gott die Reformation durchgefuhrt hat, wobei sie als Werkzeuge dienen durften. Wir lesen auch im zweiten Jesajabuch, dass nur das Wort Gottes ewig bleibt, wahrend alle Dinge relativ und vorubergehend sind. „Das Gras verdorrt, die Blumen verwelken; aber das Wort unseres Gottes bleibt fur immer in Kraft.¡° Darum konnen wir uns auf das Wort Gottes verlassen. Diese Verheissung Gottes verbindet uns als reformierte Christen im weltweiten Sinne. Diese Verheissung Gottes halt uns, wo auch immer, wann auch immer wir sind. Sie lasst uns in Bewegung in dieser Weltgemeinschft fur die bessere Gesellschaft.

Ich wunsche uns, dass wir als reformierte Christen wachsam und lebendig im Glauben an Jesus Christus bleiben und viele Dinge bewegen konnen. Amen.

[ÀμâÇϱâ] 2017-10-28 09:49:13


     
  


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