Chung
  Prag
  

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Ich erinnere mich haeufig und gern an den ersten Sonntag im Juni 1985, an dem ich meinen Doktorvater, Herrn Prof. Jan Milic Lochman, zum ersten Mal getroffen habe. Er war in unserer Gemeinde in Seoul zum Predigen eingeladen. Die Predigt hat mir sehr gut gefallen, nicht nur deshalb, weil der Prediger den Text(Apg. 12) theologisch eindruecklich ausgelegt hat, sondern auch deshalb, weil er als Europaer das Evangelium in bezug auf den koreanischen Kontext verkuendigt hat.

Weil ich mir schon lange ueberlegte, mein Theologiestudium im deutschsprachigen Bereich zu erweitern, habe ich gleich angefangen, mit gro©¬er Neugier seine Schriften zu lesen. Mir war bewu©¬t, da©¬ seine Theologie im Vergleich zur Theologie mancher europaeischer Theologen nicht provinziell war und er dem biblisch-reformatorischen Erbe treu blieb. Darum habe ich seitdem gehofft, bei ihm zu promovieren, nachdem ich mein Studium bei uns in Korea abgeschlossen hatte. Mein Pfarrer und meine Professorin, die Herrn Prof. Lochman durch ihre oekumenische Taetigkeit schon kannten, waren mit meiner Entscheidung ohne Weiteres einverstanden. 

Durch eine Einladung von Herrn Prof. Lochman bin ich am 30. Oktober 1988 in der Schweiz angekommen. Und so fing meine Basler Studiumszeit an. Ich kann hier natuerlich nicht all meine Erlebnisse in Basel im Detail erzaehlen. Es hat mich sehr gefreut, die Vorlesungen und Seminare von dem Professor zu besuchen, dessen Theologie ich gern folgen wollte. V.a. war diese Begegnung mit einem Professor, der aus einem frueheren Ostblock Land kam, fuer mich besonders spannend, weil ich aus einem Land kam, in dem der Antikommunismus sehr stark herrscht. Damals gab es keine diplomatischen Beziehungen von Korea zu Osteuropaeischen Laendern. Die Bemuehungen von Herrn Prof. Lochman, das theologische Gespraech zwischen Marxisten und Christen zu fuehren ist nach wie vor wichtig fuer uns in Korea fuer die Wiedervereinigung.

Seitdem ich nach Korea zurueckgekehrt bin, vermittele ich die vielfaeltigen Erfahrungen von Basel als Lektorin an den Universitaeten in der Hauptstadt von Sued-Korea.

Ich moechte die mir sehr auffaelligen Aspekte ueber Herrn Professor Lochman folgenderma©¬en zusammenfassen:
1. Er hat die Leidenschaft fuer Wahrheitssuche und Toleranz zu Andersglaeubigen und Andersdenkenden immer wieder in seiner Theologie und in seinem Leben betont und gezeigt. Diese beiden Komponenten passen nicht bei jedem gut zusammen. Entweder hat man einen Absolutheitsanspruch oder religioese Pluralitaet. Aber er zeigt bis heute immer eine vorbildliche theologische Haltung. Er ist immer offen fuer die theologisch Andersdenkenden -sei es Evangelikale, Konservative oder progressiv Radikale. Doch es fehlt ihm nicht an klarer theologischer Linie und Richtung.

2. Er steht fest auf seiner theologischen, naemlich tschechischen und helvetischen Tradition. Ich bin ihm sehr dankbar dafuer, da©¬ ich von ihm gelernt habe, was dieses Erbe bedeutet. Darueberhinaus hat er bei mir sehr gro©¬es Interesse fuer zwei wichtige Theologen unseres Jahrhunders, naemlich J.L. Hromadka und K. Barth, geweckt. Er hat immer wieder theologisch die beiden gro©¬en Theologen im heutigen Kontext verstaendlich gemacht und neu bewertet. 

3. Im Zentrum seiner Theologie steht immer die Hoffnung auf das Reich Gottes. Diese eschatologische Akzentsetzung leuchtet in seiner dogmatischen und ethischen Theologie, sowie im Alltagsleben. Seine folgende Aussage hat mich immer sehr angesprochen. "Der christliche Glaube ist der Widerstand gegen den Fatalismus." So koennen wir als communio viatorum unter allen Umstaenden auf das Reich Gottes hin leben. 

Zum Schlu©¬ moechte ich noch etwas erwaehnen.
Beim Hauptgebaeude der Universitaet Basel steht ein Denkmal mit einem Lehrer und einem Schueler. Der Lehrer steht hinter dem Schueler. Von Anfang an ist dieses Denkmal mir aufgefallen, weil nach dem konfuzianischen Denken, wovon ich sehr gepraegt bin, immer der Lehrer im Vordergrund steht. Gerade wie bei diesem Denkmal hat mein verehrter Lehrer Herr Prof. Lochman hinter mir gestanden, um mich zu unterstuetzen und zu ermutigen. So konnte ich mein Studium in Basel gut abschlie©¬en, bei Herrn Prof. Lochman promovieren und weiterhin als Theologin bei uns in Korea und in der Oekumene wirken. Nicht nur er, sondern auch seine Frau hat sich um mich, meine Komilitoninnen und v.a. auslaendische Studentinnen gut gekuemmert, wofuer wir sehr dankbar sind. Durch Frau Lochman durfte ich auch tschechische Gerichte in der Schweiz kennenlernen. Ihre Freundschaft und Hilfsbereitschaft sind mir bis zum heutigen Tag unvergesslich.

So moechte ich meinem Doktorvater eine herzliche Gratulation zu seinem 80. Geburtstag zum Ausdruck bringen. Ich hoffe nur, da©¬ unser Lehrer noch gesund bleibt, damit wir mehr Zeit haben werden, uns ihm erkenntlich zu zeigen.
[ÀμâÇϱâ] 2017-10-25 23:17:02


     
  


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