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Am 19. August 2001 Ort: Romanshorn Titel: Gott braucht unsere Haende
Gnade sei mit euch, Friede von Gott unserem Herrn in Jesus Christus. Amen
Liebe Gemeinde, Taufeltern, Taufpaten und Liebe Taufg?te, Es ist fuer mich eine grosse Ehre an diesem schoenen Sonntag bei Ihnen in Romanshorn sein zu duerfen, wo ich naechstes Jahr fuer sechs Monate die Vertretung fuer Pfr. Greve machen werde. Ich freue mich sehr heute bei diesem Familiengottesdienst mit Ihnen ueber das Thema Haende nachzudenken und am Gemeindesonntag teilnehmen zu duerfen.
In der Bibel v.a. im alten Testament wurde viel geschrieben ueber Gottes Haende als unsere Stuetze und unser Schutz. Das hebraeische Wort "Jad" kann sowohl "Hand" als auch "Macht" bedeuten wie gerade in den Psalmen viel gesagt wurde; O Herr, du hast deine Hand auf mich gelegt(Ps 139,5) So wuerde auch dort deine Hand mich greifen und deine Rechte mich fassen(Ps 139, 10) In deiner Hand steht mein Geschick(Ps 31,16),der Herr stuetzt seine Hand(Ps 37, 24) Du hast einen Arm voll Heldenkraft, stark ist deine Hand (Ps 89,14).
So sind wir uns gewoehnt, Gottes Haende auszuleihen. Wir brauchen Gottes Haende in aller Zeit. Aber wenn ich sage, nicht nur wir brauchen Gottes Haende sondern "Gott braucht unsere Haende" vielleicht denkt jeder anders: z. B. eine Mutter, die zu Hause sowieso viel zu tun hat f? ihren Mann und ihre Kinder, freut sich nicht, zu hoeren, dass Gott sogar ihre Haende braucht. "Ich habe immer wieder soviel zu tun. Ich moechte Gotteshilfe durch Gotteshaende fuer mich haben." Oder ein Kind wuerde sagen, "meine Hand ist zu klein, wie koennte Gott sie gebrauchen?" Ja, wir sind uns gewoehnt, Haende Gottes fuer uns zu haben, anstatt unsere Haende Gott zu geben. Unsere Haende bestehen aus 10 Fingern. Nach der juedischen Mystik hat die Zahl zehn eine wichtige Bedeutung, naemlich die Vollkommenheit. Z.B. Zehn Gebote sind "Wegweisung fuer die Freiheit". Nach der Juedischen Mystik gibt es Sefiroth, es besteht aus zehn Stufen und zehn Urzahlen, den Elementen der Welt. Die Sefiroth gebraucht nicht die Elementen, wie wir sie kennen Feuer, Luft, Wasser und Erde, sondern sie benutzt die verschiedenen Bezeichnungen wie "hoechste Krone", "Liebe", "Weisheit" und "Barmherzigkeit". Gott tritt auf 10 fache weise aus dem Verborgenen empor. Wir Menschen und die Saeugetiere haben zehn Finger und zehn Zaehen. Was koennen wir mit den Haenden mit ihren zehn Fingern machen?
K. Barth, der weltweitbekannste schweizer reformierte Theologe des 20sten Jahrhunderts, sagte einmal, Haendefalten zum Gebet ist der erste Schritt fuer den Kampf um die Ungerechtigkeit in der Welt. Jawohl mit den Haenden koennen wir beten fuer alle Gelegenheiten, und auch uns gegenseitig segnen. Wir brauchen Haende fuers Essen, ueberhaupt zum Leben und auch alle aktiven Handlungen und sogar als heilende Kraft. Wenn ein Kind in Korea leicht krank ist, z.B. wenn es Bauchschmerzen hat, versucht die Mutter auf natuerliche Weise mit natuerlichen Mitteln es zu heilen, bevor sie das Kind zum Arzt bringt. Sie beruehrt den schmerzhaften Ort und sagt wiederholend, "die Haende der Mutter sind heilende Haende". Ich meine nicht, dass es sich um etwas Magisches oder Uebernatuerliches handelt, aber wenn jemand von ganzem Herzen mit dem guten Zweck wuenscht, wirkt auch etwas Positives. Nicht, dass wir keine Medikamente brauchen, aber natuerliche Heilmittel und Heilende Beruehrung durch das Gebet ist viel besser als chemische Mittel.
Aber wir benutzen die Haende nicht nur fuer gute Zwecke, sondern auch boese; gierig etwas haben zu wollen, streiten oder sogar zum Toeten usw. Wir Menschen haben uns von Kindheit an daran gewoehnt, etwas mehr zu haben als wir brauchen. Wenn wir Saeuglinge sehen, wissen wir wie stark ein Baby etwas zu ergreifen und zu fassen mag. Es ist menschliches Kennzeichen. Aber Jesus lehrt uns etwas vom Gegenteil. Nicht mehr zu haben, sondern zu teilen mit den Haenden und offene Haende zu haben. Offene Haende zu haben bedeutet mehr offen sein anstatt seine eigene Sache starr zu vertreten.
Als ich am vergangenen Sonntag hier im Gottesdienst war, ist es mir zuerst das grosse Bild aufgefallen, jetzt ist es natuerlich hinter mir, aber vor Ihnen. Erst habe ich gestutzt, was zeigt der Maler uns. Der Maler hat recht, wenn er Jesus mit offener Hand dargestellt hat. Es zeigt sich die offene Haltung Jesu, wie er mit den Leuten jeweils umgegangen ist. Gott hat uns die Liebe durch Jesus Christus geschenkt. So erkennen und erfahren wir als Christ diese Liebe. So sind wir im stande diese Liebe zurueck zu anderen Mitgeschoepfen zu geben. Gott braucht unsere Haende, nicht nur wir brauchen Haende Gottes. Wir bekommen immer wieder Gotteshilfe durch Gotteshaende. Nun sind wir an der Reihe, unsere Haende von Gott benutzen zu lassen. Wir duerfen nicht immer Kinder Gottes bleiben, die immer nur etwas von Gott verlangen, wir sollen auch Erwachsen werden, so dass Gott unsere Haende in Gebrauch nehmen kann. Damit meine ich nicht Gottlosigkeit des Menschen. Gott kann durch menschliche Haende vieles machen. Mit offenen Haende koennen wir bereit sein, etwas zu machen und zu sagen, "hier bin ich und hier sind meine Haende." Amen |