Chung
  Fatale Trennlinen
  



Fatale Trennlinien, in: Zeitzeichen, 8. Jg., 2007.


Eine quere Meditation uber den Text
Mt 25:1-12, 35, 43.

Als ich klein war, lief bei uns in Korea in einer Fernsehserie der amerikanische Film „Combat¡°, in dem es um den Sieg der Amerikaner uber die „dummen¡° deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg ging. Ein anderer Film zeigte ebenfalls einen Sieg der Amerikaner, diesmal uber die „dummen und dreckigen¡° Ureinwohner. Diese Serie war, als Sendung fur Erwachsene, auch bei den Kindern allgemein beliebt. Es war fur uns damals selbstverstandlich, die Amerikaner als Sieger und als Ordnungsbringer gegenuber dem „Bosen¡° zu sehen. Durch den Einfluss US-amerikanischer fundamentalistischen Missionare ubernahmen wir solchen Dualismus und Schwarz-Wei©¬-Malerei, die wir unkritisch auf Nordkorea ubertrugen. 

Einen ahnlichen Dualismus finde ich im Gleichnis von den klugen und torichten Jungfrauen in Matthaus 25. Das Verhaltnis zwischen der Braut und dem Brautigam ist klar: der Brautigam ist der kommende Herr, die Braut ist die christliche Gemeinde. Kein Zweifel: die Betonung liegt hier in der ersten Linie auf wachsamem Warten auf das Reich Gottes, welches hier mit der Hochzeit gemeint ist. Der Sinn dieses Gleichnisses ist eine Weisung an die christlichen Gemeinden, beim Warten wie die klugen Frauen nicht nachzulassen. Statt der Worter „klug und toricht" der Lutherbibel bevorzuge ich „schlau und naiv" der „Bibel in gerechter Sprache¡°.

Dieser dualistische Kontrast enthalt die Gefahr von Dichotomie, also von Zweiteilung oder von Gliederung. Wie oft grenzen wir uns scharf ab gegenuber Andersdenkenden, Andersglaubigen, Andersgeschlechtlichen, Andersfarbigen , als ob es unter uns Menschen verschiedene Klassen gabe, hier die Gerechten und Gesegneten und dort die Ungerechten und Verfluchten. Solche fatale Trennlinien werden haufig unwillkurlich vollzogen, wobei diejenigen, die die Grenzlinien ziehen, sich selbst zu den Gerechten, ihre Widersacher aber zu den Verdammten zahlen. 
Bei diesem Gleichnis fallt zuerst das Gemeinsame der zehn Frauen auf: Sie wollen an der Hochzeit teilnehmen, machen sich auf den Weg, nahmen ihre Ollampen mit und warten auf den Brautigam, sie werden mude und schlafen ein. Alle Menschen, gerade trotz der Unterschiede, ob schlau und naiv, werden schwach, mude, schlafrig und anfallig. Das ist unser Wesen als Menschen vor Gott. Damit sollen die menschlichen Unterschiede nicht negiert werden. Nur Selbstgerechtigkeit oder Doppelmoral gibt es nicht vor Gott.

Trotz der Gemeinsamkeit haben die funf naiven Frauen kein Ol mehr. Warum teilen die Schlauen nicht? Warum haben die Naiven nicht genug Ol? Es konnte sein, dass diese schlauen Frauen finanziell und physisch weniger anstrengend gelebt haben, wahrend die naiven Frauen korperlich und materiell ein sehr hartes Leben fuhrten. Daher konnten sie, obwohl sie wach bleiben wollten, nicht darauf warten und sind eingeschlafen, ohne die notigen Vorbereitungen zu treffen.

Es gibt zahlreiche Frauen und Manner, die nicht aus Faulheit scheitern, sondern wegen unfairer wirtschaftlicher und politischer Strukturen als Folge des Kolonialismus und des Neo-kolonialismus: Wie die in Bananenplantagen arbeitenden und lebenden Frauen in Lateinamerika, wo chemische Pestizide eingesetzt werden, die die Gesundheit der Frauen schadigen. Sie warten nach wie vor auf einen fairen Lohn. Oder die Frauen in Asien, die im zweiten Weltkrieg als Zwangsprostituierte fur japanische Soldaten missbraucht worden sind. Sie warten auf die offizielle Schuldanerkennung der japanischen Regierung und gerechte Entschadigung. All diese Frauen konnten als naiv bezeichnet werden, weil sie wegen der schwereren Lebensumstande und der Mudigkeit durch die langen Kampfe fur Gerechtigkeit sehr erschopft sind.

In diesem Gleichnis hebt ein wichtiger Akzent alle anderen auf: die Wachsamkeit und das beharrliche Warten auf das Reich Gottes und den richtigen Moment, in dem die Lampe gut mit Ol gefullt ihren Zweck erfullt. Naturlich geht es dabei an erster Stelle um Selbstverantwortung. Doch Jesus war immer auf der Seite der Unterdruckten, deshalb geht es hier um die Ermachtigung der Schwachen, hier der Naiven. So wie alle eine Ollampe als Bedingung hatten, so hat auch jeder/jede etwas beizutragen, trotz der Unterschiede. Diesen Aspekt hervorzuheben ist wichtig fur die Ermutigung von Schwachen. Liest man Matthaus 25 weiter, verschiebt sich der Blickwinkel hin zu mitmenschlicher Solidaritat mit den geringsten Brudern und Schwestern. Unsere Sache ist, unsere ganze Kraft und Prioritat auf Jesus Christus, auf den wir in dieser Adventszeit warten, zu setzen. Er hat nichts mit Einengung oder Engherzigkeit zu tun, sondern ist durch Mitleiden und Teilen mit anderen Mitmenschen verbunden. Denn der als Richter kommende Herr hat bereits alle Verfluchung und Verdammnis von sich aus getragen. Dieses beharrliche Warten auf das Reich Gottes geschieht nicht nur fur den Eigenbedarf, es macht nur fur und mit unseren Mitmenschen Sinn.
[ÀμâÇϱâ] 2017-10-30 14:16:55


     
  


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