Chung
  Women's Letter, Nr. 42, 2006, German
  



Liebe Leserinnen und Leser
50 Jahre lang Ausdauer haben, fur ein bestimmtes Land arbeiten ist nicht jedermanns oder jederfrau Sache. Marie Claire Barth hat das geschafft. So feiern wir fur sie und mit ihr ihr 50. Dienstjubilaum fur Indonesien. In diesem Frauenbrief haben wir uns ausnahmsweise mehr auf Beitrage von europaischen Frauen konzentriert, weil er mit dem Jubilaumsfest, das am 15. November in Basel stattfinden wird, verbunden ist. Um M.C. Barth zu ehren, haben wir das Thema „Mission aus Frauensicht¡° gewahlt.
Selbstaufopferung, Einschrankung, Hingabe und Haushalt sind einige Stichworter, die Frauen weltweit betreffen. Ein Frauenleben besteht aus der endlosen Abfolge von Kochen, Waschen, Spulen, Kinderbetreuung usw. In der Mission war die Arbeit der Frauen auch nicht anders. Frauenarbeit wurde nicht als selbstandige Arbeit gesehen. Dies zeigt ein Zitat von Inspektor J.F. Josenhans: „Frauen sind ein Hemmschuh fur die Mission¡°. (Waltraud Ch. Haas, Erlitten und erstritten. Der Befreiungsweg von Frauen in der Basler Mission 1816 – 1966. Basileia 1994, S. 31)

In der Tat wurde in der christlichen Tradition Mission als Manneraufgabe betrachtet und all die minderen aber notigen Arbeiten zu Frauenaufgaben erklart. Das wurde als selbstverstandlich angesehen. Im 19. Jahrhundert hatten Frauen in der Basler Mission nur als Missionarsgattinnen und als deren Helferinnen Bedeutung (auch wenn andere Missionsgesellschaften die Bedeutung der Frauen schon fruher anders einschatzten). Man behandelte sie nicht als selbstandige Personlichkeiten und von der Entscheidungsfindung waren sie ausgeschlossen - wahrend es gleichzeitig als selbstverstandlich erachtet wurde, dass sie anspruchsvolle Arbeiten ausfuhrten wie z.B. die Leitung von Madchenschulen oder Waisenhausern. Doch seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts schickte auch die Basler Mission vermehrt alleinstehende Frauen mit eigenen, selbstandigen Aufgaben. So ist auch M.C. Barth nicht als „Missionsbraut¡° oder begleitende Ehefrau aufs sogenannte „Missionsfeld¡° ausgereist; sie ging als unabhangige eigenstandige Person nach Indonesien.

Die Beitrage fur sie bestehen aus funf Teilen: Zunachst beschaftigen wir uns mit einer biblischen Gestalt, Martha, die spater zum Symbol fur die Missionsbraut wurde. Die Historikerin, Irina Bossart, untersucht diese Martha aus historischer Sicht. Die Abteilungsleiterin Bildung, Austausch und Forschung mission 21, Magdalena Zimmermann, knupft mit einer historischen Betrachtung uber Julie Gundert Dubois, die als Grossmutter des weltberuhmten Schriftstellers Hermann Hesse bekannter ist, daran an. Von der Vergangenheit in die Zukunft zu schauen, ist unsere heutige Aufgabe. Dazu tragt eine Berner Studentin bei: Sara Kipfer betrachtet Mission aus der Sicht der jungen Schweizer Generation. Daruber hinaus haben wir zwei Beitrage, die uns direkt mit Indonesien verbinden: die Indonesierin Deetje Tiwa Rotinsulu denkt uber feministische Theologie in Indonesien nach und eine Schweizer Pfarrerin, Doris Brodbeck, berichtet uber ihre aktuelle Reise nach Indonesien aus Gendersicht. Fur alle diese Beitrage bedanke ich mich an dieser Stelle ganz herzlich. Alle haben ihre Beitrage rechtzeitig an uns geschickt, so dass wir nun diesen Frauenbrief als eine Art Festschrift fur M.C.Barth herausgeben konnen. Daruber freuen wir uns sehr.

Zahlreiche Frauen in unseren Partnerlandern leben wie „Martha¡°, die sich um physische Dinge sorgen muss, um zu uberleben. Sie haben deshalb wenig Zeit, die Bibel in ihrem Kontext zu reflektieren. Geistig geistlich zu arbeiten und Theologie zu treiben, ist ein Stuck weit Luxus fur sie, weil ihre absolute Prioritat das Uberleben ist. Die Mehrheit der Frauen im kirchlichen Umfeld auf der Welt ist immer gezwungen, „Martha¡° als Vorbild der Dienenden und von Diakonia zu akzeptieren. Aber wir mussen andere Aspekte von „Martha¡° im Auge behalten, welche doch ein eigenes, subjektives Bekenntnis abgelegt hat (Joh. 11:27) und aktiv war. Die Rolle der Frau in der Mission sollte neu bedacht und definiert werden, damit die Botschaft der Versohnung auf andere Art und Weise verkundet und das ungerechte System der Globalisierung gebrochen werden kann. Denn Frauen konnten nicht nur diakonische Arbeit leisten, sondern die Ursachen des Problems verhindern und innovative Mission entwickeln.
In der Mission des 21. Jahrhunderts sollte der Blickwinkel geandert werden. Frau/Mann, Orient/Okzident, Haresie/Orthodoxie, Natur/Kultur, Leib/Seele: diese Dichotomie und dieser mekanisierte hierarchische Dualismus sollten aufgehoben werden. Die Aufopferung der Frauen und das „In-sich-Hineinfressen¡° von Schmerz, Leid und Unterdruckung sollte nicht mehr als Tugend betrachtet werden.
Ich hoffe, dass diese Ausgabe zum Anstoss werde, das Thema Mission aus Frauensicht gemeinsam neu zu reflektieren.

Pfrn. Dr. Meehyun Chung
[ÀμâÇϱâ] 2017-10-28 09:58:37


     
  


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